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Pilgerreise in die "Ewige Stadt"

Bei vielen hat sie großen Eindruck hinterlassen. Wer nicht dabei war, kann hier alles nachempfinden. Und wer dabei war, kann noch einmal in Erinnerungen schwelgen. Rund 460 Pilger aus dem Bistum Regensburg haben sich von Ostermontag bis Freitag zusammen mit Bischof Rudolf Voderholzer nach Rom aufgemacht. Jeder Tag hatte seinen Höhepunkt - beim Durchschreiten einer Heiligen Pforte oder bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz. Hier ein Abriss der vergangenen Tage!

Am ersten Tag führte die Rompilger der Weg in die Kirche Santa Maria Maggiore, in den darauf folgenden Tagen in den Petersdom, zu St. Paul vor den Mauern und zur Lateranbasilika. Ein weiterer Höhepunkt bildete die Generalaudienz mit Papst Franziskus am Petersplatz. Auch darf selbstverständlich nicht die Erkundung dieser einzigartigen Stadt bei der Reise fehlen und so besichtigten die Pilger unter anderem die Domitilla-Katakomben, das Kolosseum, das Forum Romanum, das Kapitol und unternahmen eine Reise zu den Ursprüngen des antiken Roms. Diözesanmusikdirektor Dr. Christian Dostal initiierte für die Fahrt extra einen dreißigköpfigen Chor, bestehend aus Mitarbeitern des Ordinariats, ehemaligen Domspatzen und Singbegeisterten, die die verschiedenen liturgischen Feiern musikalisch gestalteten. Sie wurden eigens von einem Bläserensemble begleitet. Santa Maria Maggiore ist eines der bedeutendsten Marienheiligtümer von Rom, betonte Bischof Rudolf in seiner Begrüßung.
 
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Es sei sozusagen das Altötting von Rom. Mit Maria habe das Heilswirken Jesu erst beginnen können. Sie ist gleichsam die Pforte der Barmherzigkeit. Und so sei es gut, so der Oberhirte, dass die Pilgerreise in diesem Gotteshaus ihren Anfang fände. Im Rahmen der diesjährigen Pilgerreise dürfe man auch das Thema des Ablasses mit hineinnehmen. Seit alters her sei auch diese Verheißung mit der Wallfahrt nach Rom und dem Durchschreiten der Heiligen Pforten in Rom verbunden. Wenn man das Bußsakrament empfängt, Freud und Leid erlebt, die Eucharistie empfängt, und sich um eine Vertiefung des Glaubens bemüht, dann erlebt der Mensch eine Versöhnung mit der Kirche, dem heiligen Petrus und den Aposteln. Damit ist ihnen sozusagen der Schlüssel gegeben für den Schatz der Liebe, die uns die Heiligen verliehen haben, sodass die Sünden der Kirche aufgewogen werden durch den Mehrwert der Verdienste der Heiligen, erklärte Bischof Rudolf Voderholzer weiter.

Ein großer Tag für die Pilgergruppe rund um Bischof Rudolf Voderholzer: Am Mittwochmorgen nahmen die Wallfahrer aus der Diözese Regensburg an der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teil. Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich persönlich, zusammen mit Domvikar Andreas Albert, am Vortag über 2 Stunden bei der zuständigen Stelle des Vatikans angestellt, um eine eigene Parzelle in der ersten Reihe für seine Pilger zu erwirken. Die Wallfahrer aus Bayern waren überglücklich, als sie dann tatsächlich den Heiligen Vater hautnah erleben konnten, der segnend in seinem Papamobil an ihren Sitzplätzen vorbeifuhr.
 
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Papst Franziskus begrüßte eigens die Pilger aus der Regensburger Diözese. “Do il benvenuto ai pellegrini di lingua tedesca e di lingua neerlandese. Saluto in particolare i fedeli della Diocesi di Regensburg con il loro Vescovo Mons. Rudolf Voderholzer, e i seminaristi di Rolduc, Diocesi di Roermond, accompagnati dal Vescovo Mons. Franz Wiertz. Il Signore ci aiuti ad essere testimoni del suo perdono, che purifica il cuore e trasforma la vita. La pace del Risorto vi accompagni sempre.“  ...das heißt übersetzt:
„Mit Freude heiße ich die Pilger deutscher und niederländischer Sprache willkommen. Besonders grüße ich die Gläubigen der Diözese Regensburg mit ihrem Bischof Rudolf Voderholzer sowie die Seminaristen aus Rolduc im Bistum Roermond in Begleitung von Bischof Franz Wiertz. Der Herr helfe uns, Zeugen seiner Vergebung zu sein, die das Herz reinigt und das Leben umwandelt. Der Friede des Auferstandenen begleite euch allezeit."
Passend zum Jahr der Barmherzigkeit sprach Papst Franziskus über Psalm 51, der vor allem unter dem Titel „Miserere“ bekannt ist.
„Liebe Brüder und Schwestern, mit einer Betrachtung zu Psalm 51 wollen wir heute die Katechesen über die Barmherzigkeit im Alten Testament abschließen. Das „Miserere“, wie dieser Bußpsalm genannt wird, ist ein Bekenntnis der Schuld und eine Bitte um Vergebung und Neuschaffung. Der Titel des Psalms nimmt Bezug auf den Ehebruch Davids mit Batseba, der Frau des Urija. König David, der von Gott dazu berufen ist, das Volk auf dem Weg der göttlichen Gebote zu führen, wird seiner Mission untreu; er begeht Ehebruch und lässt zudem den Urija töten. Doch er erkennt seinen Frevel und ruft mit dem eindringlichen Ruf des „Miserere“ den Gott der Barmherzigkeit an, der allein von der Sünde befreien kann. David lässt sich von der Liebe Gottes reinigen und wird so zu einer neuen Schöpfung. Was wir brauchen, um zu leben, ist die Vergebung und die Befreiung vom Bösen und seinen todbringenden Folgen. Der Herr ist größer als unsere Sünde. Vergeben heißt für Gott, uns die Gewissheit zu schenken, dass er uns nie verlässt. Mit Psalm 51 seine Schuld zu bekennen und das göttliche Erbarmen anzurufen bedeutet daher auch, Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit zu feiern. Er vernichtet und tilgt alle Sünde und Schuld; durch seine Gnade schafft er uns neu. Als Sünder, die seine Vergebung empfangen haben und neue Schöpfung sind, können wir sogar die anderen lehren, nicht mehr zu sündigen. Wir alle bedürfen der Vergebung Gottes. Sie ist das größte Zeichen seiner Barmherzigkeit.“
 
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Am vierten Tage wurde den Gläubigen die große Ehre zuteil, im Petersdom, der Kathedrale des Heiligen Vaters, zusammen mit Bischof Rudolf die heilige Messe zu feiern. Vor Sonnenaufgang verließen die Wallfahrer in ihren Bussen das Hotelquartier und konnten sodann den Petersplatz in einer ganz eigenen Stimmung erleben: Die Straßen noch leer und am Himmel ein noch zartes Blau, das bereits einen warmen Tag ankündigte. Bevor die Pilger in den Petersdom zum Kathedra-Altar einzogen, feierten sie in gewohnter Manier die Statio und durchschritten die Heilige Pforte des erhabenen Gotteshauses. Das Leben des heiligen Petrus, der unter dem Petersdom seine letzte Ruhestätte fand, stand auch im Mittelpunkt der Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer. Er lenkte den Blick auf die auf goldenem Grund eingelassen Worte in der Kuppel des Petersdoms „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“.
 
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„Hier in dieser Kirche kann jeder es spüren, welche Kraft in diesen Worten steckt. Man muss sich vergegenwärtigen, wie klein, wie erbärmlich das angefangen haben muss. Ein Fischer vom See Genezareth kommt hier her in den Schmelztiegel der Macht. Eine Vielfalt von Kulturen und Religionen wartet auf ihn. Und er verkündet hier das Evangelium des Auferstandenen. Die Geschichte der Kirche hat viel Auf und Ab erleben müssen. Wir können angesichts dessen nicht anders, als es ein Wirken der Barmherzigkeit des Heiligen Geistes zu nennen. Gott selber hat es gewirkt, dass wir heute in dieser Gestalt da sein dürfen. Petrus, auf aramäisch der Fels, der Name, den der Herr dem Simon zugesprochen hat, war kein Spitzname. Petrus, der Fels, war alles andere von seinem Naturell her als ein rückgratgestärkter und unerschütterlicher Mensch. Er war vielmehr wankelmütig und anpassungsfähig, so berichtet auch das Neue Testament. Auch versagte er mehrfach. Jesus warf ihm vor, das zu verfolgen, was die Menschen wollen und nicht das, was Gott will. Auch das klägliche Versagen des Simon Petrus bei der Passion: Erst nahm er den Mund zu voll und dann kräht der Hahn und erinnert ihn daran, dass er Jesus dreimal nicht kennen wollte. Jesus dreht sich zu ihm um, blickt ihn an und Petrus weint bitterlich. In dieser Begegnung steckt unendlich viel an Beziehung aber auch an der Kraftquelle, die den wankelmütigen Petrus doch zum Felsen hat werden lassen.

Auch als das Martyrium dem Petrus bevorsteht möchte er nochmals fliehen. Und draußen an der Via Appia kommt der Herr ihm entgegen und er fragt ihn „Quo vadis domine?“ und Jesus antwortet: „Nach Rom, um mich wieder kreuzigen zu lassen. Da versteht Petrus, dass jetzt er an der Reihe ist. Er kehrt um und er lässt sich mit dem Kopf nach unten kreuzigen, damit man ihn ja nicht verwechsle mit dem Herrn, den er dreimal nicht gekannt haben wollte in dieser entscheidenden Stunde am Karfreitag. Aus einem schwachen Menschen hat der Herr selbst einen Felsen gemacht. Ihm hat der Herr die Kraft des Glaubens geschenkt. Petrus bekennt stellvertretend für alle den Glauben. Er ist ein wortgewaltiger Verkünder der frohen Botschaft.

Überall dort, wo sich Christen aus der Einheit mit dem Nachfolger des Apostel Petrus herausgelöst haben, da wurde nicht mehr Einheit, sondern immer wieder nur eine neue kirchliche Gemeinschaft geschaffen. Wo soll sie auch herkommen, die sichtbare Einheit, wenn nicht letztlich aus der Verbundenheit mit dem ersten Zeugen der Auferstehung und seinem Nachfolger dem Papst und der Gemeinschaft der Bischöfe? Auch daran sollte man erinnern: Wir leben in einer geschichtlichen Zeit, die großartige Päpste erleben durfte. Um nur die letzten drei zu nennen:

Johannes Paul II. Er hat die Geschichte Europas in den letzten 30 Jahren maßgeblich mitbestimmt, indem er dazu beigetragen hat, den Eisernen Vorhang zu überwinden. 

Wir haben in Papst Benedikt XVI. einen Papst, wie ihn sich auch nicht Martin Luther besser hätte vorstellen können. Ein Papst, der es als eine seiner ersten Aufgaben sieht, mit allen Kräften der Vernunft und der historischen Erkenntnis ein Zeugnis zu geben über Jesus Christus. Wie viel Anerkennung hat er auf der ganzen Welt gefunden als der Theologenpapst, dessen Erbe wir in Regensburg in so besonders qualifizierter Weise hüten, bewahren und in die Zukunft hineintragen dürfen.

Und nun Papst Franziskus mit seinem wunderbaren geistlichen pastoralen Charme. Der wie ein guter Pfarrer von Rom gestern uns allen immer wieder den Kernsatz seiner Predigt hat wiederholen lassen: „Die Barmherzigkeit Gottes ist größer als alle Schuld und alle Sünden der Welt. Die göttliche Barmherzigkeit ist allem gegenüber so groß, dass alles andere geheilt werden kann“, so Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt an die Gläubigen im Petersdom.

Am Freitag schließlich gelangten die Regensburger an die vierte und letzte Station ihrer Pilgerreise: Die Heilige Pforte in der Lateranbasilika. Sie steht in vielfältiger Weise für Anfang und Ursprung und für Neubeginn. Insbesondere ist die Lateranbasilika nicht zuletzt durch ihr Patrozinium Johannes der Täufer ein Ort der Erinnerung an die Taufe. Im Baptisterium wurde der Überlieferung nach Kaiser Konstantin getauft. Mit ihm beginnt in einer besonders intensiven Weise die Geschichte des christlichen Abendlandes. Gleichzeitig hat hier Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr ausgerufen. So lag es nahe, dass die Pilgergruppe in den österlichen Tagen an diesem Ort, der die Bedeutung der Taufe in Erinnerung ruft und die eigene Taufe neu bewusst werden lässt, die Heilige Messe mit Bischof Rudolf Voderholzer feierte. Bevor der lange Zug von Ministranten, Priestern, Musikern, Sängern und den Wallfahrern durch die Heilige Pforte schritt und in das Kirchenschiff einzog, feierten alle die traditionelle Statio vor dem Gotteshaus.
 
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Und der Regensburger Oberhirte hatte für die Pilger eine besondere Überraschung im Gepäck. Jeder erhielt ein signiertes Bild von Papst em. Benedikt XVI. Bischof Rudolf hatte den Heiligen Vater zusammen mit einer kleinen Delegation des Bistums Regensburg am Vortag besucht. Dabei ließ Papst Benedikt alle Pilger recht herzlich grüßen. Das vierte Jahrhundert gilt als Zeit der Blüte für das Christentum. Es beginnt damit, dass das Kreuz nicht mehr versteckt werden musste. Die Einsicht, dass das Kreuz, ursprünglich ein Marterwerkzeug, zum Zeichen des Segens, zum Zeichen des Sieges, zum Zeichen des Inbegriffs der Liebe Gottes für die Menschen geworden ist. Langsam darf der Gekreuzigte in der Öffentlich gezeigt werden. Das Christentum wird zu einer öffentlichen Größe. Es beginnt damit, dass die Christen ihre Liturgie feiern und gestalten dürfen. Dass es Prozessionen gibt in den Kirchen und außerhalb. Nach 300 Jahren der Verfolgung wurde das Blut der Märtyrer zum Samen für neue Christen. Christen eroberten durch ihre geistliche und geistige Überzeugungskraft den gesamten Mittelmeerraum. Gleichzeitig müsse man sich daran erinnern, dass diese Freiheit für viele Christen gerade gegenwärtig keine erlebbare Realität ist: „Wir protestieren, wir empören uns, dass es wahrscheinlich keine Zeit gegeben hat, in der so viele Christen um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet werden. Auch wenn wir es nicht unmittelbar selbst erleben, haben wir zuverlässige Nachrichten, dass in manchen Ländern dieser Welt Christen genauso verfolgt werden wie diejenigen in den Verfolgungsschüben des römischen Reiches. Für diese Menschen wollen wir alle beten, die für ihren Glauben das Leben lassen müssen!“, so der Appell des Bischofs. Am Samstagmorgen stand dann die 14-stündige Rückfahrt mit dem Bus nach Straubing an.
 
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(Text und Fotos: Thomas Schmid)